Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Sunday, July 17, 2011

Phanerochaete calotricha - Gelblicher Zystidenrindenpilz

Nr. 90 – Ein Fund aus dem Rhein-Main-Gebiet. Sehr seltene Art. Die resupinate Rindenpilz-gattung Phanerochaete ist in Deutschland mit knapp 1 Dutzend Arten vertreten. Es sind weißliche, cremefarbene, gelbliche oder rötlich gefleckte Beläge mit glatten, farblosen, elliptischen Sporen und meist auffälligen Lampro- oder Leptozystiden. Die Oberfläche der oft ausgedehnten Fruchtkörper ist je nach Art glatt, höckerig, warzig oder auch zähnchenförmig gestaltet. Das Hyphensystem ist monomitisch, Schnallen sind an den Septen des Hymeniums meist nicht vorhanden. Es sind Weißfäule-erreger an Totholz. P. calotricha ist durch die zumindest partiell cremegelbe bis ockerliche Farbe, eine glatte bis etwas warzig-pustelige Oberfläche, relativ kurzelliptische Sporen (bis 6,5 µ lang), schnallenlose Septen und schlanke, glatte, bis zu 50μ lange Leptozystiden gut bestimmbar. Die Ränder sind deutlich weißfaserig und besitzen mehr oder weniger ausgeprägte Rhizomorphen.
Bei dem Einzelfund aus dem Frankfurter Stadtwald vom Mai 2011 handelte es sich um einen bis zu 1,80 langen und + - 15 cm breiten Fruchtkörper an der Seite eines morschen Buchenstammes, der über die passenden Mikromerkmale verfügte. Die sehr dünnen Beläge waren fest mit dem Substrat verwachsen und nicht ablösbar. P. calotricha ist bisher in der BRD nur selten nachgewiesen worden. Die wenigen bekannten Funde stammen von totem Laubholz.
Herrn Harald Ostrow danke ich für die Bestätigung der Bestimmung.

Monday, July 04, 2011

Amylostereum chailletii – Tannenschichtpilz

Nr. 89 – Funde aus Österreich und den Bayrischen Alpen
Im Alpenraum verbreitete, aber eher seltene Art. Vorwiegend an Tanne (Abies alba);
seltener an Fichte. Die Schichtpilze der Gattung Amylostereum sind in Mitteleuropa lediglich mit 3 Arten vertreten. Es sind zähe Rindenpilze, welche nur an Nadelholz wachsen und dort eine Weißfäule verursachen. Mit Ausnahme des Wacholderschichtpilzes, A. laevigatum, ähneln die anderen beiden Arten einem effus-reflexen Stereum und wurden bis 1958 auch in dieser Gattung geführt. Sie haben allerdings amyloide Sporen, auffallenden Lamprozystiden sowie inkrustierten Pseudezystiden. Bei den letzteren handelt es sich um gebogene Skeletthyphen, welche aus dem Hymenium herausragen. Diese sind bräunlich gefärbt. Aufgrund der genannten Unterschiede wurden sie von Boidin 1958 in eigene Gattung und eine eigene Familie gestellt (Amylo-stereaceae). Die Familie gehört nach heutiger Auffassung zur Ordnung der Russulales.
Amylostereum chailletii ist neben A. areolatum, dem Braunfilzigen Schichtpilz, die seltenere Art. Sie kann unter liegenden Ästen und Stämmen ausgedehnte, resupinate Beläge ausbilden. Die Hutkanten sind im Gegensatz zu A. areolatum nur kurz und maximal 1 cm vom Substrat abstehend; die Oberseite ist dunkelbraun, gezont, sehr kurzfilzig oder glatt. An den Schnittstellen gefällter Bäume bildet der Tanneschichtpilz gerne dicht dachziegelig wachsende und in einander fließende Hutreihen aus. Das Hymenium ist glatt bis stellenweise warzig und bräunlich.
Da die Art auch auf Fichte vorkommt, ist eine Verwechslung mit A. areolatum leicht möglich, besonders, da bei beiden Arten die Mikromerkmale identisch sind.
Während A. areolatum in Süddeutschland weit verbreitet ist und auch in einigen Mittelgebirgen gefunden wurde, dürfte A. chailletii nur in Weißtannengebieten vorkommen und an Fichte nur als „Umsteiger“ auftreten. Die wenigen, bisher nachgewiesenen Funde liegen überwiegend in Süddeutschland. Aus Hessen ist mir die Art nicht bekannt.

Der Braunfilzige Schichtpilz gilt übrigens als gefährlicher Holzschädling der Fichte, und wurde in Europa durch die Blaue Fichtenholzwespe, Sirex noctilio, eingeschleppt.
Ursprünglich stammt die Art aus Eurasien. Für den Tannenschichtpilz ist diese Art der Verbreitung noch nicht nachgewiesen.
Eine ausführliche Studie der Gattung findet man im Band VIII der Westfälischen Pilzbriefe von 1971 sowie in der Wikipedia unter „Amyloidschichtpilze“.
Die abgebildeten FK wurden im Oktober 2010 in Vorarlberg / Österreich sowie im März 2011 bei Inzell in Bayern aufgesammelt. Herrn Harald Ostrow danke ich für die Bestätigung der Bestimmung.