Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Thursday, March 29, 2007

Phellinus ribis – Strauchfeuerschwamm

Nr. 50 – Ein Rhein-Main-Fund
Verbreitete aber im Rhein-Main-Gebiet nicht häufige, und wenig bekannte Art.
Die Weißfäule-gattung Phellinus gehört zu den Hymenochaetaceae, und enthält mehrjährige braune, harte und zähe Porlinge, welche pileat bis resupinat wachsen. Mit Kalilauge (KOH) färbt sich ihre Trama schwarz.
Ca. 2 Dutzend Arten sind in der BRD bekannt und viele davon sind selten und oft schwierig zu bestimmen. Der Strauch- oder auch Stachelbeerfeuerschwamm gehört zu den eher unproblematischen Arten, vorausgesetzt man findet ihn überhaupt.
Seine unauffälligen, holzigen und konsolen-förmigen Fruchtkörper wachsen auf dem Boden oder nur wenige cm darüber, und dort an alten, überständigen Sträuchern von Stachel- und Johannisbeere; noch häufiger aber an Pfaffenhütchen (Evenomyus europeae). Diese werden als Form: „f. evonymi“, bezeichnet. Um den Strauchfeuerschwamm überhaupt zu entdecken, muss man alte Beerensträucher, z.B. in verlassenen Kleingärten, überprüfen, oder am Waldrand absterbende, alte Pfaffenhütchensträucher am Stammgrund absuchen. Die holzigen und bis zu 15 cm breiten, rosetten-förmigen Fruchtkörper stehen etwa 4 – 10 cm ab und sind fast immer dicht mit Moosen überzogen und daher schwer erkennbar. Bricht man sie ab und dreht sie um, erkennt man die feinporige zimt- bis hellnuss-bräunliche Porenschicht. Die sehr kleinen Poren messen ca. 5 –7 per mm. Der Hutrand ist steril, d.h. die Poren erreichen die äußerste Kannte nicht (s. Abb. Nr. 5).
Zwischen der oberen Hutdeckschicht und der darunter liegenden Trama (Context) verläuft größtenteils eine dunkle, schwarze Trennungslinie, welche man bei durchge-brochenen Fruchtkörpern mit einer Lupe gut erkennen kann. Setae (stachelige und dickwandige, braune Zellen im Hymenium oder Mycelium), wie bei den meisten Arten der Hymenochetaceae vorhanden, fehlen bei dieser Art. Phellinusarten haben durchweg ein dimitisches Hyphensystem, was bei P. ribis nicht ausgeprägt ist. Auch die dickwandigen "Skeletthyphen" sind septiert, weshalb Ryvarden die Art 1978 als "monomitisch" und auch wegen den fehlenden Seatae in die Gattung Phylloporia Murrill stellt.
Aus praktischen Gründen bleibe ich, wie auch andere Pilzkundler, aber weiter bei "Phellinus".
Verwechslungsmöglichkeit besteht vor allem mit P. conchatus, dem „Muschelförmigen Feuerschwamm“, welcher aber an Weide, und dort deutlich über dem Erdboden im Ast und Stammbereich vorkommt. (siehe Post 21).
Im Rhein-Maingebiet ist der Strauchfeuerschwamm nicht sehr häufig, aber standorttreu. Den recht wenig aggressiven Holzzersetzer finde ich seit gut 15 Jahren an der gleichen Evonymus-Strauchgruppe nahe der Schwanheimer Wiesen im südöstlichen Frankfurt. Von dort stammen auch die Fotos von Anfang April 2007.

Hymenochaete carpatica - Bergahorn-Borstenscheibe

Nr. 49 – Ein Fund aus dem Oberallgäu. In Süddeutschland an geeigneten Standorten häufige Art, ansonsten sehr selten und kaum bekannt. Im Internet existiert – meines Wissens nach - derzeit keine Abbildung.
Die Borstenscheiblinge sind resupinat bis effus-reflex wachsende, braune Rindenpilze, welche in ihrem Hymenium sehr feine, nur unter einer starken Lupe sichtbare, flächig wachsende, herausragende Setae (dickwandig braune, stachelige oder dornartige Zellen) aufweisen.
Ihre Zuordnung zu der wenig homogenen Familie der Corticiaceae (Rindenpilze s.l.), was gelegentlich in der Literatur und auch hier im Blog erfolgt, ist mehr praktischer und nicht systematischer Natur, da zu den Hymenochaetaceae auch umfangreiche Gattungen mit porigem Hymenophor, wie die Feuerschwämme (Phellinus) oder die Schillerporlinge (Inonotus) gehören.
Von den (je nach Artauffassung) 7 – 8 in Deutschland vorkommenden Arten der Gattung ist nur der an Eiche wachsende „Umberbraune Borstenscheibling“ (H.rubigniosa) häufig, gefolgt von dem schon wesentlich selteneren, Hasel und Weide bevorzugenden “Tabakbraunen Borstenscheibling“, (H. tabacina). Die restlichen Arten zählen, inzwischen mit Ausnahme von H. carpatica, eher zu den Raritäten.
Es dauerte 58 Jahre, bis H. carpatica nach dem Erstfund 1926 und ihrer Beschreibung durch Pilát 1930 nach Funden in den Westkarpaten in Mitteleuropa wiederentdeckt wurde.
Baici & Leger berichteten 1988 in der Mycologica Helvetica über die Art in der Schweiz, und Frieder Gröger machte sie dann 1992 im Mykologischen Mitteilungsblatt bei uns bekannt, nachdem sie in Ostdeutschland entdeckt wurde. Es ist aber dem inzwischen verstorbenen Vorsitzenden der DGfM, German Krieglsteiner, zu verdanken, dass wir heute mehr über ihre Verbreitung wissen, da er bereits 1993 zu einer bundesweiten, sehr erfolgreichen Suche nach der Art aufgerufen hatte.
Sie bevorzugt einen Standort, an dem man in der Regel nicht nach Rindenpilzen sucht, und was letztendlich ihre bisherige, vermeintliche „Seltenheit“ erklärt.
Es ist die Rückseite ablösender Rindenstücke an älteren Stämmen des Bergahorns (A. pseudoplatanus). Dort überzieht der umber-, olive- bis rotbräunliche, sehr dünne Pilz fleckenweise (nur wenige mm groß) oder bis zu 15 cm ausgedehnt die Rückseite der Rinde. Von den verholzten Teilen ist er anfangs nur mit etwas Übung zu unterscheiden. Typisch sind z.B. die zart-mosaik-feldrigen Auflösungen, welche bei größeren Fruchtkörpern vorkommen(s. Abb.).
Nur unter einer starken Lupe kann man die sehr feinen, typischen Setae, welche kaum mehr als 1/20 mm lang sind, sehen bzw. erahnen. Sehr selten kommen Hymeniumteile auch auf der Außenseite der Rinde, z.B. zwischen Flechten versteckt, vor.
Inzwischen gilt H. carpatica zumindest in Süddeutschland fast überall als nachgewiesen. Sie bevorzugt natürliche, ältere Bergahorn-areale in luftfeuchten, z.B. fluss- und seenahen Bereichen, möglichst auf Kalkboden, und ist dort häufig. Im Allgäu sowie in den Deutschen Alpen fand ich sie in den Bachtälern fast an jedem zweiten, älteren Ahornstamm. In Hessen gibt es nur Nachweise im Vogelsberg; im Rhein-Main-Gebiet wurde sie bisher nicht gefunden. In Nord-deutschland fehlt sie ebenfalls.
Verwechslungs-möglichkeit besteht am ehesten mit anderen Borsten-scheiblingen, z.B. H. corrugata, die makroskopisch identisch ist, aber andere Standorte und Wirtsbäume bevorzugt.
Eine sehr ausführliche und bemerkenswerte Studie zu der Art von G. Krieglsteiner findet man in den „Beiträgen zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas“ IX. von 1994.
Die im Blog vorgestellten Fotos wurden im März 2007 nahe der Breitachklamm, westlich von Oberstdorf fotografiert.

Trametes suaveolens - Anis-Tramete

Nr. 48 - Ein Fund aus dem Oberallgäu.
Nur an geeigneten Standorten etwas häufiger vorkommende Art.
Die Anis- oder Wohlriechende Tramete, ist ein nicht gerade häufiger, aber verbreiteter Porling der Weidenauwälder und Weichholzauen, besonders an Fließgewässern. Hier im Rhein-Main-Gebiet findet man die Art zerstreut an Fluß- und Bachrändern, wie z.B. am Main bei Frankfurt, bei Steinbach und Kelsterbach und an der Nidda bei Bad-Vilbel.
Die mittelgroßen, oftmals eher einzeln als gesellig wachsenden, ca. 5 – 10 cm breiten und bis zu 7 cm abstehenden Hüte, wachsen dort als Wundparasiten an geschädigten oder toten Laubholzstämmen, fast ausschließlich Weide. Wesentlich seltener findet man sie an Pappel, Birke oder Erle. Auffällig ist der mehr oder weniger starke Geruch der Fruchtkörper nach Anis, der besonders bei frischen, jungen Exemplaren ausgeprägt ist.
Die Hüte sind – je nach Alterszustand - feinfilzig bis glatt und mehr oder weniger weiß-, weißgrau oder cremefarbig. Die ziemlich großen, eckigen Poren (1 – 2 per mm) werden schnell graulich, manchmal sogar dunkel-aschgrau. Bei älteren, überwinterten Exemplaren färben sie sich auch ockergelb bis bräunlich (s. Abbildung). Nach Jahn (1963) kann die Art stellenweise auch resupinat wachsen.
Man kann sie das ganze Jahr über finden, auch im Winterhalbjahr, ihrer Hauptsporu-lationszeit, die mehrere Monate beträgt. Sie ist die Typusart der Gattung Trametes, d.h. sie besitzt somit ein trimitisches Hyphensystem, nicht amyloide, zylindrisch und farblose Sporen, generative Hyphen mit Schnallen sowie eine helle Trama.
Verwechslungen sind bei oberflächlicher Betrachtung mit mehreren Arten möglich, z.B. mit der Samtigen Tramete (T. pubescens) oder großen Fruchtkörpern des „Zweifarbigen Porlings“ (Gl. dichrous – s. unter Nr. 25), der allerdings fleischrosafarbene, kleinere Poren besitzt und einen anderen Standort bevorzugt.
In den skandinavischen Ländern gibt es im Übrigen noch eine weitere, weißliche Art an Weide mit starkem Anisgeruch. Dies ist Haploporus odorus (Somm.: Fr.) Singer, der „Wohlriechende Weidenporling“. In Deutschland ist diese Art, welche elliptische, stachelige Sporen und deutlich kleinere Poren als T. suaveolens besitzt, noch nicht nachgewiesen. Die Art kommt auch in Asien und Amerika vor.

In Deutschland ist die Anistramete weit verbreitet, wird aber nach Norden bzw. Nordwesten seltener. Nach Krieglsteiner (GPBW – 2000) ist die Art aufgrund von Biotopsveränderungen rückläufig.

Die hier fotografierten Fruchtkörper vom März 2007 stammen aus einem Auwaldgebiet an der Iller bei Fischen im Oberallgäu.