Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

My Photo
Name:
Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Thursday, November 30, 2006

Antrodia ramentacea - Münzentramete

Nr. 39 – Ein Rhein-Main-Fund
Sehr seltene Art. Die Braunfäule-gattung Antrodia Karsten ist in der BRD mit weniger als einem Dutzend Arten vertreten, welche resupinat, seltener effus-reflex bis pileat an Nadelhölzern, seltener an Laubhölzern wachsen. Sie zählt zu der großen Gruppe der eher kleinen, hellfleischigen und zähen Porlinge. Hierzu gehört neben Androdia z.B. die Gattung Antrodiella (Weißfäuletrameten) und Skeletocutis (Knorpelporlinge).
Die Fruchtkörper dieser Porlinge sind weiß, hell-creme, holzfarbig bis blass ockerbräunlich gefärbt.
Ohne Mikroskop sind diese Pilze in der Regel nicht bestimmbar. Antrodia ramentacea bildet hier allerdings eine kleine Ausnahme, da ihr auffälliges Wachstum und ihr Standort sie recht gut charakterisiert. Die Art wächst resupinat auf dünnen Ästen und Ästchen von Pinus sylvestris (Waldkiefer) und bildet dort rundlich-eiförmige oder etwas in die Länge gezogenen kleine Fruchtkörper aus, die kaum mehr als 2 – 3 cm groß sind; daher der Name „Münzen- oder Knospenporling“. Nur gelegentlich können auch effus-reflex bis leicht dachziegelig wachsende Gebilde vorkommen (s. Abb. 4).
Arttypisch und auffällig sind die großen, rundlich eckigen und dünnwandigen Poren, welche 1 – 2 (3) per mm messen. Die zylindrischen, ziemlich großen Sporen messen 9 – 11 x 4,5 – 5 μ .
Es gibt weitere, großporige Arten in dieser Gruppe (z.B. A. albida, A. heteromorpha und A. malicola), welche aber - mit Ausnahme von A. malicola - nie so kleinflächig, sondern immer auseinandergezogen bzw. großflächig-dachziegelig wachsen. A. malicola neigt von der Färbung her zu einem holz- bis blass zimtbraun und kommt nur auf Laubholz vor. Die ebenfalls fast ausschließlich auf Laubholz vorkommende „Großporige Datronie“ (Datronia mollis), kann ähnlich aussehen, ist aber dunkler und graubraun gefärbt.
A. ramentacea ist in Europa weit verbreitet,
aber sehr selten. Dies gilt auch für Westdeutsch-land, wo sie z.B. in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Würtemberg nachgewiesen wurde. Für die östlichen Bundesländern werden in der DDR-Flora von 1987 nur wenige Einzelfunde von Brandenburg bis zur Ostsee aufgeführt.
In Hessen gibt es einzelne Nachweise, welche alle südlich der Mainlinie liegen. Hier wurde die Art schon vor vielen Jahren entdeckt. In einem Kiefernwaldgebiet südlich von Frankfurt bei Rödermark kann man in einem recht eng begrenzten Areal diesen hübschen Porling bei gezielter Suche mit großer Wahrscheinlichkeit im Spätherbst finden. Dort entstanden die vier Fotos vom November 2006.

Wednesday, November 29, 2006

Pycnoporus cinnabarinus - Nördlicher Zinnoberschwamm

Nr. 38Rhein-Main-Funde.
Nicht gerade häufige Art, aber in den Laubwäldern im südlichen Hessen verbreitet.
Der Nördliche Zinnober-schwamm ist sehr eng mit den Trameten verwandt und von diesen eigentlich nur durch seine orange bis kräftig zinnoberroten Farben unterschieden, welche alle Teile des Fruchtkörpers prägen und sogar auf das Substrat übergehen können. Auch das Pilzmycel ist rot gefärbt. Es ist ein Weißfäuleerreger mit trimitischem Hyphensystem und zylindrischen Sporen.
Die in der Form ziemlich variable Art ist in der ganzen nördlichen Region verbreitet und in fast allen Ländern Europas an verschiedenen Laubhölzern nachgewiesen. Am ehesten findet man sie bei uns an sonnenexponierten Standorten, und dort gern an liegenden, berindeten Rotbuchenstämmen oder Stümpfen. Diesen Standort teilt sie sich mit der Striegeligen Tramete (T. hirsuta). In der Regel bildet der Pilz muschelförmige oder konsolenartige Fruchtkörper aus; er kann aber auch in schmale, bänderförmige Reihen wachsen, wenn er z.B. aus Holzritzen herauswächst.
In den montanen Nadelwäldern (Alpen) kann man mit viel Glück einem sehr seltenen Doppelgänger, dem „Leuchtenden Weichporen-schwamm (Pycnoporellus fulgens)“ begegnen. Da dieser selten auch auf Laubhölzern vorkommen kann und seit einigen Jahren verschiedentlich im Schwarzwald gefunden wurde, sollten in Zweifelsfällen die Mikromerkmale von Funden aus diesen Regionen geprüft werden. Die Gattung Pycnoporellus hat ein monomitisches Hyphensystem; die Septen der generativen Hyphen sind ohne Schnallen.
In Europa ist der Nördliche Zinnober-schwamm die einzige Art dieser Gattung; in den Tropen gibt es noch drei weitere, besonders im südpazifischen Raum. Den tropischen Arten der Gattung, welche ebenfalls rot gefärbt sind, wird teilweise eine entzündungs-hemmende Wirkung nachgesagt. Die Aborigenes in Australien verwenden Fruchtkörper von Zinnoberschwämmen (P. coccinea) beispielsweise als „Beißringe“ für Kleinkinder, um damit Entzündungen im Mundraum zu lindern. Aus einer in Neu-Seeland nachgewiesene Art (P. sanguinea), werden inzwischen „Lebende Kleider“ hergestellt, welche durch eine besondere Nährlösung mehrjährig am Leben gehalten werden. Die auf der Zukunftsausstellung ENTRY-2006 in Deutschland vorgestellten Exemplare sind originell und attraktiv, und können durchaus als Abendkleider getragen werden.
Die hier vorgestellten Fruchtkörper von P. cinnabarinus wurden im Oktober und November 2006 bei Messel und Neu-Isenburg südlich von Frankfurt fotografiert.

Friday, November 10, 2006

Hericium coralloides – Ästiger Stachelbart

Nr. 37 - Ein Rhein-Main-Fund. Seltene Art. Stachelbärte zu finden ist immer ein kleines Erlebnis. Eine Beschreibung dieser klumpigen, kinderkopf-großen, korallen-artigen bis eiskristallförmigen Pilzfruchtkörper soll hiermit nur reduziert wiedergegeben werden, da die Abbildungen für sich sprechen. Etwa fünf Pilzarten können zu den Stachelbärten gerechnet werden, welche sich über mehrere Gattungen verteilen. Zwei Arten sind bei uns in Südhessen häufiger, dies ist der „Dornige Stachelbart“ (Creolophus cirratus) und der hier vorgestellte „Ästige Stachelbart“ (Hericium coralloides). Die Stachelbärte gehören zu der Familie der "Hericiaceae Donk", in der nicht nur Gattungen und Arten mit langem, stacheligem Hymenophor untergebracht sind, sondern bei denen auch die Sporen überwiegend eine warzige, stachelige oder höckerig Oberfläche haben. Hericium coralloides ist ein Pilz der Rotbuchen-wälder, wo er in der Finalphase tote, liegende Stämme befällt und dort in sehr großen Gruppen auftreten kann. Es gibt weitere, ähnliche Arten an Nadelholz, allerdings eher in Süddeutschland bzw. im submontanen bis montanen Bereich. In der Literatur sind Namensverdrehungen und Verwechslungen nicht selten. So wird in "Pilze der Schweiz II unter dem Namen H. coralloides z.B. der Tannenstachelbart, H. flagellum abgebildet. Bei Jahn in "Pilze die an Holz wachsen", ist der Ästige Stachelbart unter dem Namen H. clathroides abgebildet.
Der Ästige Stachelbart wurde in Deutschland 2005 zum „Pilz des Jahres 2006“ gewählt. Die Art ist ziemlich selten und daher schützenswert. Im Rhein-Main-Gebiet wird sie immer mal wieder gefunden, relativ konstant z.B. im Mönchbruch, westlich von Mörfelden, einem sehr ausgedehnten Naturschutzgebiet. Das hier vorgestellte, sehr üppige Vorkommen vom Oktober 2006 wurde im Frankfurter Niedwald fotografiert.