Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Sunday, January 27, 2008

Harzzahn - Resinicium bicolor (Alb.& Schw.:Fr.) Parmasto

Nr. 57 – Ein Rhein-Main-Fund -
nur regional verbreitete, resupinate Rindenpilzart , welche auch „Zweifarbiger Harz- Rindenpilz“ oder „Sternzystiden-Stachelhaut“ bezeichnet wird – vorwiegend an Fichtenholz; im Rhein-Main-Gebiet bisher wenig belegt.
Häutig-krustige Fruchtkörper mit sehr kleinen, feinen, stellenweise dichtstehenden bis zerstreuten Wärzchen oder pfriemlichen Zähnchen, welche in Farbe und Form sehr vielgestaltig sind. Die hier vorgestellten FK waren etwa 0,5 –1,5 mm dick; die Zähnchen standen im gedrängtesten Zustand zu 5 – 6 per mm und waren max. 1mm lang.
Wer R. bicolor in der Literatur und anhand der existierenden Abbildungen – insbesondere im WWW - studiert, wird über die Formenvielfalt überrascht und unsicher werden, ob denn alle diese FK die gleiche Art darstellen. Eine mikroskopische Kontrolle lässt aber kaum einen Zweifel zu.
Die dünnen, kaum mehr als 1 mm dicken, resupinaten FK können – neben einer völlig ungleichen Anordnung der Zähnchen/Warzen - tatsächlich ein Farbenspektrum von weiß-creme, cremeockerlich bis graulich, graubräunlich und schmutzig graubraun präsentieren. Die dunklen Farben resultieren von der bräunlichen Verfleckung der Warzen- bzw. pfriemlichen Zähnchen, welche zerstreut bis dichtstehend über die Oberfläche verbreitet sind. Anfangs bräunen nur die Spitzen, nach einiger Zeit aber die ganze Zahngruppe, während der Rest der Oberfläche eher farblos bleibt.
Diese Elemente sind sehr klein und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Aus der Hand gesehen, sehen die FK wie leicht raue, creme-beige-graue Beläge aus.
Nur mikros-kopisch ist der „Zweifarbige Harzrindenpilz“ sicher bestimmbar; er offenbart aber bereits bei 400facher Vergrößerung sein erstaunliches, prächtiges Mikrobild, denn er besitzt 2 Formen von auffälligen Cystiden: 1. sogenannte Halo- oder Kugelcystiden mit breiten, rundlichen Köpfen, ähnlich einem runden Fächer sowie 2. eine Großzahl von Astrocystiden (Astrocystidia), welche man im ersten Moment für eingestreute Kristalle hält, da man ihre Stiele in Aufsicht nicht erkennt. Sie ähneln den Zystiden der Oxyporus-Arten, haben aber einen dünneren Stiel und sehen aus wie vielzackige, gestielte Sterne. Nach Keller (1985) handelt es sich hierbei um Calciumoxalatcristalle. Auf der einen oder anderen Homepage (siehe z.B. hier: http://www.holzfragen.de/seiten/harz_rindenpilz.html) kann man sich davon ein plastisches Bild machen.
In den meisten der Halo- oder Kugelcystiden wird man unter dem Mikroskop Unmengen von kleine Tröpfchen „tanzen“ sehen; hierbei handelt es sich (lt. Hermann Jahn) um die Brown’sche Molekularbewegung), was eine Bestimmung bereits recht gut absichert.
Resinicium bicolor ist nicht nur ein in Wäldern verbreiteter Fichtenholzsaprophyt sondern auch ein nicht zu unterschätzender Holzschädling an verbautem Nadelholz, und kann an feuchten Dachbalken ebenso gefunden werden, wie auf der Unterseite von am Boden liegenden Brettern. Mein erster, seinerzeit mehr ockerbräunlicher Fund, wuchs vor vielen Jahren an einem alten, feuchten Brett nahe der Baustelle meines Hauses. Fichtenholz bleibt das häufigste Substrat und viel seltener wurde die Art an anderen Hölzern, wie Tanne, Kiefer, Buche usw. nachgewiesen.
Neben den beschriebenen, auffälligen Zystiden besitzt die Art noch hyaline, elliptische, leicht gebogene Sporen mit Maßen von ca. 6-8 x 2,5 – 3 μ sowie nur generative Hyphen mit Schnallen.
In Deutschland galt die Art (nach Krieglsteiner 1989 und 1991) als zerstreut verbreitet, und nur gebietsweise häufiger, bzw. häufiger nachgewiesen. Fundschwerpunkte waren seinerzeit das nördliche Baden-Württemberg sowie der nordbayrische Raum um Coburg (verm. Engel et. al.). In Hessen gab es (zumindest bis 2000) nur Funde südlich der Mainlinie (verm. Große-Brauckmann sowie der Verfasser).
Nach der Pilzflora Baden-Württembergs von 2000 hingegen ist die Verbreitung inzwischen deutlich dichter geworden. Der Pilz gilt hier nun als häufig, vermutlich ist nach ihm in den Jahren zuvor auch gezielter gesucht worden.
Wie Jahn bereits 1969 vermutete, ist es eine an Fichtentotholz recht häufig Art.
Der hier vorgestellte Fund wurde im Januar 2008 an toten, morschen Kiefernstämmen im NSG-Mönchbruch bei Mörfelden fotografiert.