Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Tuesday, June 17, 2008

Hapalopilus nidulans - Zimtfarbener Weichporling

Nr. 63 – Funde aus dem Rhein-Main-Gebiet
Nicht gerade häufige, aber in den Laubwäldern und an den Waldrändern in den Hasel-Weiden-Gebüschgesellschaften verbreitete Art. Der Zimtfarbene Weichporling ist ein kleiner bis mittelgroßer, ca. 3 – 10 cm großer Porling, den man bei uns am ehesten an morschen Ästen von Eiche, Buche, Hasel und Weide finden kann. Er wächst darüber hinaus auch an einer Vielzahl von anderen Laubhölzern; im süddeutschen Raum kommt er gelegentlich an Nadelholz, vor allem Weißtanne, vor. Die eher dicklichen Fruchtkörper können sehr unregelmäßig geformt sein. Man findet klumpige, konsolenförmige bis dachziegelige Exemplare, aber auch so genannte „Astkriecher“, welche sich unter das Substrat herumziehen. Junge, frische FK sind sehr weichfleischig (Weichporling). Die arttypische Farbe ist ein in allen Teilen der FK gleichmäßig „blassocker-milchkaffee-zimtbraun“. Nicht selten findet man an den Frucht-körper-rändern und an verletzten Stellen auch einen violettlichen Schimmer, ein Merkmal, was sich durch das Betupfen von Laugen noch erheblich verstärken lässt. H. nidulans verfärbt sich durch einen Tropfen Lauge, z.B. Kalilauge (KOH), nämlich kräftig pink-violettfarbig, und ist hierdurch deutlich von anderen Porlingsarten unterschieden.
Ursächlich hierfür ist ein Farbstoff des Pilzes, die (giftige) Polyporsäure, welche bis zu 20% des Trocken-gewichtes ausmachen kann.
Die FK des Zimtfarbenen Weichporlings wachsen eher einzeln, oder zu 2er oder 3er Gruppen und sind abgetrocknet auffällig leicht. Die Oberfläche ist matt, anfangs sogar filzig; etwa 2 – 4 der rundlichen Röhren misst man pro mm.
Die Art ist durch ihren hohen Anteil an Polyporesäure giftig, und kann – insbesondere bei Kindern - gefährliche Vergiftungen verursachen. So sehr neu ist die Kenntnis über die Giftigkeit von H. nidulans übrigens nicht. Herrmann, Langner und Bauer et. al berichten im Mykologischen Mitteilungsblatt (32 v. 1989) über Vergiftungsfälle aus den Jahren 1985 und 1986. Diese Erkenntnis hat bisher leider kaum Eingang in die volkstümliche Pilzliteratur gefunden.
Auffällig bei der Vergiftung ist die lange Inku-bationszeit, welche bis zu 12 Stunden und mehr beträgt. Die Erkrankten klagten über Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen usw. und bekamen Nieren- und Leberprobleme. Ihr Urin verfärbte sich violett. Allerdings ist es schon erstaunlich, warum und wie man solche Porlinge überhaupt kulinarisch verwertet. Die Gefährlichkeit des Pilzes ist daher als sehr gering einzuschätzen.
Die Weißfäulegattung Hapalopilus, welche in Mitteleuropa mit noch 2 weiteren, sehr seltenen Arten vertreten ist, gehört in den weiteren Verwandtschaftskreis der Saftporlinge. Mikroskopisch ist sie daher durch monomitisches Hyphensystem und farblose, kleine, kaum mehr als 5 µ lange, elliptische Sporen gekennzeichnet. Verwechseln kann man sie vor allem mit dem Braunfäuleporling Antrodia malicola, eine sehr seltene, effus-reflexe bis pileate, kleine Laubholzart, die ihr in der Farbe recht nahe kommen kann. Weiterhin sind Verwechslungen mit alten, ausgeblassten Exemplaren des Zinnoberschwamms (siehe Post Nr. 38 ) denkbar.
Die einzigartige, pinkviolette Farbreaktion mit Laugen legt die Art klar fest (es funktioniert hilfsweise auch mit Seife, wobei die Verfärbung eher ein violett-braun darstellt).
Die abgebildeten FK wurden im Juli 2008 im Schwanheimer Wald bei Frankfurt und im August 2008 bei Mörfelden im NSG Mönchbruch fotografiert.