Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Thursday, August 02, 2007

Phellinus robustus - Eichenfeuerschwamm

Nr. 52 – Funde aus dem Rhein-Maingebiet und Nieder-bayern. Eine verbreitete, aber nur stellenweise vorkommende Art. Die Gattung Phellinus (Feuerschwämme) kommt in Europa mit fast 30 pileaten, effus-reflexen und resupinaten Arten vor. Sie verursachen eine mehr oder weniger aggressive Weißfäule und wachsen an Nadel- sowie an Laubhölzern. Zumindest die pileaten Arten sind mehrjährig und haben dadurch auch geschichtete Poren. Ihren Namen Feuerschwämme erhielten sie durch den Umstand, in getrocknetem Zustand gut als Heizmittel dienen zu können. Sie glimmen in getrocknetem Zustand lange vor sich hin und halten damit im Ofen die Glut.
Ca. ein Dutzend hutbildende Feuer-schwämme kommen bei uns in Deutschland vor, von denen der Eichenfeuer-schwamm zu den verbreiteten und bekannten Arten gehört. Es ist ein „Schwächeparasit“ und seine recht großen, bis zu 30 cm breiten Fruchtkörper besiedeln fast durchweg ältere Eichen. Sie wachsen dort in ca. 1 – 3 m Höhe an stehenden Stämmen gerne auch in kleinen Gruppen. Hin und wieder findet man sie auch an Totholz, bzw. an liegenden Stämmen, wo sie Jahre überdauern können.
Arttypisch sind die jung halbkugeligen, dann mehr oder weniger großen, klumpigen FK mit ihrem wulstigem Rand, zimtbrauner Porenschicht und schwarzer Hutoberfläche. Mit zunehmendem Alter ist diese gern von Algen überzogen. Nicht selten kann man auch beobachten, dass die Porenschicht streifig oder fleckig in die Hutschicht einwächst (siehe Abb. 3). Die mit bloßem Auge kaum sichtbaren, wie eingebohrt wirkenden Poren messen ca. 5 – 6 per mm.
Die Trama der Feuer-schwämme ist hart und braun; mit Kalilauge (KOH) verfärbt sie sich schwarz. Mikroskopisch ist die Gattung durch dickwandige, braune Skeletthyphen und farblose, generative Hyphen ohne Schnallen festgelegt. Die dickwandigen, meist kugeligen oder elliptischen und nur bei einer Art zylindrischen Sporen (P. ferreus), sind farblos bis braun. P. robustus hat farblose, rundlich-elliptische Sporen mit Maßen von 6 – 9 x 5,5 – 8 μ .
Die meisten Feuerschwämme enthalten im Hymenium oder im Mycelium braune, dickwandige, stachelige Zellen (Setae) unterschiedlicher Länge.
Bei P. robustus fehlen diese meistens, was ein recht gutes Bestimmungs-merkmal darstellt. Das Mikrosko-pieren von Feuer-schwämmen ist im übrigen mühsam und führt aufgrund der harten Konsistenz nicht immer zu befriedigenden Ergebnissen.
Im Rhein-Main-Gebiet ist der Eichenfeuerschwamm in den Stieleichenwäldern verbreitet, aber nicht häufig anzutreffen. Im Frankfurter Stadtwald kommt er an verschiedenen Stellen um den Jacobi-Weiher sowie im Schwanheimer Wald vor.
Verwechslungen sind am ehesten möglich mit anderen Feuerschwämmen, wie z.B. dem Pflaumenfeuerschwamm (Ph. tuberculosus), dem Grauen Feuerschwamm (Ph. igniarius s.l) sowie mit dem echten Zunderschwamm (F. fomentarius), welche aber andere Substrate bevorzugen. P. tuberculosus hat im Schnitt deutlich kleinere Fruchtkörper und kommt an Kernobst vor. Der Graue Feuerschwamm und seine Sippen wachsen an Weide, Apfelbaum und Erle. Der Echte Zunderschwamm hat u.a. hellere, grauere Farben, eine deutlich hell-holzbraune Trama mit Mycelialkern sowie eine andere KOH-Reaktion. Seine bevorzugten Wirte sind Buche und Birke, selten andere Laubhölzer.
In Südeuropa oder in sehr wärmebegünstigten Gegenden kann man weitere, ähnliche Feuschwämme finden. Hier sollte man auf den „Rotporigen Feuerschwamm“, Ph. torulosus achten, der ebenfalls an Eiche wächst, im Gegensatz zu P. robustus aber konstanter Hymenialsetae besitzt.
Der an Nadelhölzern vorkommende „Tannenfeuerschwamm“ (P. hartigii) ist makroskopisch von P. robustus ebenfalls kaum, bzw., nur an der weniger ausgeprägten Porenschichtung zu unterscheiden. Eine entsprechende Studie zu den beiden Arten findet man in den Westfälischen Pilzbriefen von 1976.
Die im Blog abgebildeten Fruchtkörper wurden im Mai 2007 in Bad Füssing in Niederbayern an lebender Quercus robur sowie im Juli 2007 im Schwanheimer Wald von Frankfurt an liegenden, toten Eichenstämmen fotografiert.

Antrodia albida - Weißliche Braunfäuletramete

Nr. 51 – Ein Rhein-Main-Fund. Seltene Art. Nach der großporigen Kiefernart Antrodia ramentacea, stelle ich hier eine weitere Braunfäule-Tramete mit großen Poren vor, welche resupinat bis leicht effus-reflex an der Seite und Unterseite morscher Ästen und Stämme von Laubhölzern vorkommt. Sie kann kleinflächig, aber auch sehr ausgedehnt liegende Hölzer überziehen und dort bis zu 30 cm und länger werden. Typisch sind immer die großen, dickwandigen Poren, welche meist, wie bei A. ramentacea, 1 – 2 Poren per mm messen.
Die Farbe ist weißlich bis holzfarbig. Die FK sind sehr zäh und fest am Substrat angewachsen. A. albida ist – besonders von der Porenform her –allerdings variabel. So findet man rein rundlich-porige Exemplare, aber auch lamellige (an Schizopora erinnernde) Fruchtkörper, welche irpiceoide-labyrintische Formen annehmen können. Runde, große Poren im Randbereich der Fruchtkörper geben aber einen guten Bestimmungshinweis.
Die regionalen Funde stammen u.a. von Weide (Salix), Hasel (Corylus), Pflaume (Prunus) Buche (Fagus) und Flieder (Syringa). Die im Blog eingestellten Bilder vom Juni 2007 stammen von einem alten, toten Fliederast (Syringea) aus meinem Hausgarten, an dem ich die Art jahrelang 3 Meter hoch am Stamm beobachten konnte.
Ansonsten begegnet sie mir nur alle paar Jahre einmal, vorwiegend an liegenden Ästen und Stämmen von Rotbuche, z.B. im Frankfurter Stadtwald, im Rodgau und im NSG Mönchbruch bei Mörfelden. Ein weiterer Fund von 1979 aus Frankfurt stammt übrigens von Nadelholz (Kiefer) und wurde durch Hermann Jahn seinerzeit als besondere Rarität bestätigt. Er hielt sie für eine „Übersteiger von Laubholz“. In der BRD ist die Weißliche Braunfäuletramete nur in wenigen Bundesländern (Hessen, Nordrheinwestfalen, Bayern und Baden-Württemberg) nachgewiesen und auch dort eher selten.
Um Verwechs-lungen zu vermeiden, ist die mikroskopische Kontrolle des Hyphensystems und der Sporen unerlässlich. FK der durchaus ähnlichen Schizopora-Arten „paradoxa“ und „radula“ haben neben kleinere Poren, kurzelliptische Sporen, einen anderen Hyphenaufbau und andere Zystiden.
A. ramentacea hat dünnere Porenwände und wächst konstant auf Kiefer. Ihre zylindrischen Sporen sind im Schnitt etwas kürzer als von A. albida, bei der die Länge im Schnitt die 10 μ Grenze überschreitet.


Eine sehr ähnliche, allerdings an Fichte und nicht an Laubholz wachsende Art der Gattung Antrodia (Sippe?) ist Antrodia heteromorpha (Fr.) Donk, welche A. albida sehr ähnlich sieht, vielleicht aber etwas großflächiger wächst. Diese Art ist zerstreut.in den Nadelwäldern Ostdeutschlands, wie z.B. in Thüringens nachgewiesen, in den westlichen Bundesländern dagegen ebenfalls sehr selten.

In der Literatur wird weiterhin noch eine Antrodia albida var. macra (Sommerfeld) Krieglsteiner beschrieben, welche kleinere Poren als die Hauptart besitzt, etwas kürzere Sporen haben soll und völlig resupinat wächst. Sie bevorzugt Weide (Salix).
Abschließend ist zu sagen, dass Antrodia-Arten, von der häufigen Nadelholzart A. serialis einmal abgesehen, bei uns insgesamt ziemlich selten sind.