Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

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Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Wednesday, August 04, 2010

Peniophora aurantiaca – Grünerlen-Zystidenrindenpilz

Nr. 81 – Ein Fund aus den öster-reichischen Alpen
Montan und alpin verbreitete Art. Ansonsten fehlend. Dieser auffällige, orangerote Rindenpilz wächst gerne ausgedehnt, bis zu 1 m lang, an abgestorbenen Ästen von Grünerle und kann ganze, tote Bäume damit überziehen, die dann aussehen, als wären sie mit Rostschutzfarbe angestrichen. Trocken sind die FK eher glatt, bei Feuchtigkeit quellen sie auf und bekommen eine unregelmäßige, warzig-pustelige Oberfläche, die dann bis zu 2 mm dick sein kann.
Die Konsistenz ist in diesem Zustand wachsig-elastisch. Augrund seiner strengen Bindung an die Grünerle (Alnus viridis) kommt er nur im Alpenraum und im Hochschwarzwald vor (siehe Krieglsteiner 1990 und Ostrow & Dämmrich 2010). Eine mikroskopische Kontrolle ist allerdings erforderlich, da es mehrere Arten orangefarbener Zystidenrindenpilze gibt. Typisch für aurantiaca sind die großen, elliptischen, bis zu 18μ langen Sporen sowie die Schnallen an den Septen. Wie fasst alle Zystidenrindenpilze besitzt er stark inkrustierte Lamprozystiden und Gloeozystiden.
Als Doppelgänger gilt P. erikksonii, der ebenfalls an Erle wächst (allerdings Schwarz- und Grauerle) und der nicht an montane Lagen gebunden ist. Die Art, welche keine Schnallen besitzt, kommt in vielen Bundesländern, wenn auch zerstreut vor. Viel häufiger und in der BRD verbreitet ist dagegen der Hainbuchen-Zystidenrindenpilz, der sich gerne unter Rinde heraus entwickelt. Seine Oberfläche kann bei Feuchtigkeit sogar zapfenförmige Auswüchse bekommen. Die Sporen sind allerdings deutlich kleiner. Ebenso bei der häufigen P. incarnata, welche viel dünnfleischigere FK ausbildet und an allen möglichen Hölzern vorkommen kann.
Die abgebildeten Fruchtkörper wurden im September 2010 nahe der Hutla-Alpe im Großen Walsertal fotografiert.

Perenniporia fraxinea – Eschenbaumschwamm


Nr. 80 - ein Fund aus dem Rhein-Maingebiet
Seltene und wärme-liebende Art der Ebene; nur an Laubholz - vorwiegend an Esche und Robinie.
Der Eschenbaumschwamm ist ein Schwächeparasit, der die befallenen Bäume im Laufe der Jahre langsam aber sicher zum Absterben bringt.
Bis vor gut 45 Jahren war er in Deutschland noch nicht nachgewiesen und erstmals im November 1964 wurde er im Stadtgebiet von Neuss am Rhein von G. Müller an einer Robinie aufgesammelt (Müller & Jahn 1966).
Der sich entwickelnde Pilz bildet meist am Stammgrund unförmige, knollige Fruchtkörper aus, welche anfangs hellgelblich gefärbt sind. Aus diesen bilden sich dann kurze, flache, ca. 10 – 30 cm breite, konsolenförmige Fruchtkörper, die dachziegelig übereinander stehen können.; Die Hutoberfläche besteht aus einer dünnen, stumpfen, schmutzig-bräunlichen Kruste; die Kanten bleiben wulstig
Insgesamt wirken diese Hüte ziemlich unauffällig, fast unansehnlich, was sich mit zuneh-mendem Alter noch verstärkt und man könnte sie für alles Mögliche halten, am ehesten für alte Lackporlinge, Zunder- Feuer- oder Wurzelschwämme. Bei manchen Exemplaren bleibt es auch nur bei knolligen Auswüchsen ohne dass fertile Hüte gebildet werden. Die Trama ist hart und hellkorkbraun. Die Poren und Röhren verfärben sich von weißlich nach holzfarben, dann schmutzig grau-bräunlich und sind oft geschichtet (mehrjährig).
Das Hyphensystem ist dimitisch mit (fast) fehlenden Schnallen. Die frisch etwas dickwandigen, rundlichen bis breit elliptischen Sporen mit Öltropfen messen etwa 6 – 8 µ in der Länge und sind dextrinoid.
Eine sichere Bestimmung ist ohne mikroskopische Prüfung schwierig. Hierbei möchte ich hinsichtlich der Bestimmungsliteratur noch anmerken, dass die Art im Nichtblätterpilzeband von Jülich 2x beschrieben wird, einmal als Weißfäuleart P. fraxinea und ein zweites mal in der Braunfäulegattung Fomitopsis als F. cytisina, wobei das Letztere fehlerhaft ist. Der Eschenbaumschwamm verursacht eine Weißfäule.
Eine ausführliche Studie hierzu und den Nomenklaturwirren findet man in der APN 6.1 von 1988 (G. Krieglsteiner).
Die Art ist inzwischen in der BRD weit verbreitet. Fast alle Fundgebiete sind wärmere Regionen wobei Flusstäler, Straßenränder und Parkanlagen in Städten typische Standorte darstellen. Gehäufte Vorkommen gibt es im Saarland und am Rhein. Trotzdem bleibt die Art selten oder wird kaum erkannt. Im Rhein-Maingebiet fand ich sie erstmals vor 30 Jahren an Robinie. Mehr als 3 oder 4 Funde sind es bis heute nicht geworden; die meisten Fundstellen sind inzwischen wieder erloschen.
Die abgebildeten FK wurden im August 2010 im NSG Mönchbruch südlich von Frankfurt fotografiert, wo die Art seit Jahren am Grunde einer ausgewachsenen Esche (Fraxinus) wächst.

Phlebiopsis gigantea – Großer Zystidenrindenpilz

Nr. 79 – Ein Rhein-Main-Fund
Zerstreut bis häufig vor-kommende, sehr großflächige Art an Nadelholz; vorwiegend an Waldkiefer. Der Große Zystidenrindenpilz ist ein sehr auffälliger und dadurch leicht bestimmbarer Rindenpilz. Die großen, dicken Beläge, welche wie frisch ausgegossenes Kerzenwachs oder Schleim aussehen, überziehen Stümpfe, liegende Stämme und vor allem die Schnittflächen von totem be- und entrindetem Nadelholz. Die Oberfläche ist glatt bis unregelmäßig höckerig, warzig oder faltig bzw. kann alle möglichen Verformungen annehmen, wobei sich die Ränder beim Trockenen lösen und etwas umbiegen können. Die Farbe ist sehr wechselhaft und bewegt sich von weiß, grau-bläulich, creme bis ocker. Die Beläge messen meist 30 – 100 cm können an liegenden Stämmen aber auch mehrere Meter lang werden. Es ist daher in unseren Breiten der größte Rindenpilz überhaupt. Vom Anblick her wirken die Beläge glänzend und schmierig-weich, sie sind aber nur jung etwas wachsartig und werden recht schnell zäh und hart. Mikroskopisch ist P. gigantea durch große, dickwandige und spitze, inkrustierte Lamprozystiden festgelegt, die tief im Subhymenium entspringen. Die generative Hyphen dieser monomitischen Art haben keine Schnallen; die Sporen sind schmalelliptisch.
Man findet P. gigantea gerne an lichten Stellen, wie Waldränder, Holzein-schläge und Lichtungen. Sie ist in Europa weit verbreitet und kommt auch in Nord- und Südamerika sowie in Asien vor. Die vorgestellten Bilder wurden im Dezember 2009 aufgenommen und stammen von einem Fund aus dem Frankfurter Stadtwald, wo sie an gelagertem Kiefernholz und Stümpfen recht häufig ist.