Aphyllophorales News - Holzpilze - Porlinge - Rindenpilze

Dieser Blog stellt einige verbreitete, vorwiegend aber wenig bekannte und zum Teil seltene "Nichtblätterpilze" vor, die an Holz wachsen, und das in Wort und Bild. Die meisten Funde sind aus dem Großraum Frankfurt aber auch aus den Mittelgebirgen oder anderen Teilen der BRD.

My Photo
Name:
Location: Dribbdebach-Schwaanem, Südhessen

Thursday, July 30, 2009

Daldinia childiae - Birnenförmiger Holzkohlenpilz

Nr. 72 - Ein Fund aus dem Rhein-Main-Gebiet. Bisher seltene Art
Die Holz-kohlenpilze (Daldinia) sind Ascomyceten, welche zu den sogenannten Kernpilzen (Pyrenomyceten) gehören. Es sind Saprobionten auf verschiedenen Laubhölzern und unterscheiden sich von ähnlichen Gattungen durch ihre recht großen knolligen, kugeligen bis birnenförmigen Fruchtkörper, welche innen deutliche, konzentrische Schichten aufweisen.
Sie ähneln echter Holzkohle nicht nur von der Farbe her, sondern man kann mit ihnen schreiben und trockene Stücke auch anzünden. Sie brennen wie echte Holzkohle. In bestimmten afrikanischen Ländern werden sie von den Eingeborenen außerdem als Heilmittel bei Darmstörungen verwendet.
Im Vergleich zu den weichfleischigen Becherlingen produzieren Pyrenomyceten deutlich weniger Sporen, da ihre Asci auf der krustigen Oberfläche nur in Abständen verteilt vorkommen. Man erkennt sie an ihren eingesenkten oder papillenförmig nach außen gewölbten Öffnungen (Ostiolen). Bemerkenswert ist, dass die schwarzen Sporen der Holzkohlenpilze bis zu 10 cm und mehr weggeschleudert werden und dann rußige Ränder auf dem Substrat um die Perithezien (Fruchtkörper) ausbilden. Darüber hinaus entwickeln sie auch Konidien (Sporen, welche sich asexuell in Ketten bilden), welche sich auf der Oberfläche ablagern. In älterer Pilzliteratur wird als „Holzkohlenpilz“ nur die relativ seltene D. concentrica geführt. Inzwischen wurden aber eine ganze Reihe weiterer Arten beschrieben, welche sich neben der Form, der Sporengröße und den Wirtshölzern vor allem durch ihre Farbpigmente unterscheiden, die man in Kalilauge (KOH) lösen kann. Je nach Art verfärben sich die Lösungen dann lila, gelbraun, olive usw. Eine umfassende Bearbeitung der Gruppe findet man in der ZfM von 2001 (Wollweber & Stadler).
Daldinia childae wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts als Form von D. concentrica beschrieben. Die aktuelle Namensbenennung stammt aus dem Jahre 1999. Bis vor einigen Jahren war die Art in Europa lediglich aus milderen Lagen in Österreich, der Schweiz, den Pyrenäen und Rumänien bekannt. Nach Marc Stadler (schriftliche Mitteilung), wurde sie inzwischen auch in der BRD nachgewiesen und breitet sie sich zunehmend im Rhein-Neckarraum aus. Nach Mitteilung von Ursula Sauter scheint es sich um eine Auwaldart zu handeln.
Im Gegensatz zu anderen Arten der Gattung Daldinia haben die Perithezien von D. childiae eher eine birnenartige Form und ihre Pigmente lösen sich in KOH orangebraun.
Als Wirtshölzer wurden bisher Ahorn, Buche, Eiche , Esche und Pappel festgestellt. Der hier abgebildete Fund aus dem Frankfurter Stadtwald wurde im August 2009 auf einem morschen Spitzahornstamm (Acer platanoides) gefunden.

Ganoderma pfeifferi – Kupferroter Lackporling

Nr. 71 – Ein nord-hessischer Fund. Ziemlich seltene Art.
Die Lack-porlinge nehmen innerhalb der Porlinge (Ordnung Polyporales) eine etwas isolierte Stellung ein, und die Familie der Ganodermataceae ist in Mitteleuropa nur mit einer Gattung (Ganoderma) mit insgesamt 7 Arten oder Sippen vertreten, von denen 6 in der Bundesrepublik vorkommen. Es sind effuse (hutbildende), ein- oder mehrjährige Porlinge, welche meist recht große, kräftige, flach-konsolenförmige aber auch fast unförmige, klumpige Fruchtkörper ausbilden können. Zwei Arten sind gestielt.
Typisch für die Gattung sind die mikrosko-pischen Merkmale, d.h. trimitisches Hyphen-system und eigenartige, projektil-förmige, hellbraune Sporen, welche ein abgestutztes Ende, eine warzige Außenschicht und doppelte Wände besitzen. Die Pilze sind Weißfäuleerreger.
Alle Arten haben eine dicke, harte Kruste, welche bei den selteneren Arten mit einer dünnen Harzschicht überzogen ist, die bei Erhitzen, z.B. durch ein brennendes Streichholz, schmilzt.
Zu dieser Gruppe zählt auch G. pfeifferi. Der Pilz parasitiert gerne an alten, licht stehenden Buchen, z.B. in Parks, Alleen, Straßen- und Waldrändern. und wächst dort meist am Stammgrund.
Funde an anderen Laubbäumen wie z.B. Eiche, Kastanie und Weide sind wesentlich seltener.
Die rotbraunen, faltig-wulstige Hüte können bis zu 20, ja sogar 30 cm breit werden. Die Harzschicht glänzt anfangs, wird dann aber mehr stumpf-matt und trocknet bei Herbarmaterial faltig ein, wobei die Hutoberfläche einen im Licht glitzernden Schein behält. Die Wachsbildung der Hutoberfläche kann auch auf die Poren übergreifen und diese gelblich überziehen. Die ca. + - 5 Poren pro mm wirken dann wie eingestochen (s. Foto). Verwechslungen sind möglich mit anderen Lackporlingen (G. resinaceum, G. australe) oder dem Rotrandigen Baumschwamm – Fomitopsis pinicola, der meist an Nadelholz und Birke, aber auch an Buche vorkommt und eine recht glänzende Hutoberfläche aufweisen kann (s. Nr. 61). Diese ist aber nicht schmelzbar. Die Trama bei G. pfeifferi ist außerdem tief dunkelbraun (Hüte durchschneiden), die von F. pinicola hell holzfarbig.
Der ähnliche Harzige Lackporling (G. resinaceum) wächst eher an Eiche und die FK sind – im Gegensatz zu G. pfeifferi - sehr leicht. Seine Trama ist – wie beim Rotrandigen Baumschwamm - ebenfalls holzfarbig und nicht dunkelbraun. Etwas ähnliche, abgestutzte Sporen haben im Übrigen auch die Arten der Gattung Perenniporia.
Die hier abgebildeten Fruchtkörper von G. pfeifferi stammen aus einem lichten Buchenbestand (Waldrand) bei Hausen / Oberaula in Nordhessen und wurden im Februar 2008 fotografiert.

Antrodia serialis - Reihige Braunfäuletramete

Nr. 70 – Funde aus der Sächs-ischen Schweiz, dem Oberallgäu und dem vorderen
Odenwald
- In Nadelwald-gebieten verbreitete, aber nicht gerade häufige Art.
Die Gattung Antrodia enthält eine Reihe ziemlich kleiner, zäher, effuser, effus-reflexer bis resupinater Porlinge. In Deutschland sind bisher 8 Arten nachgewiesen worden, von denen ich 3 seltene bereits im Blog beschrieben habe (A. albida, A.malicola und A.ramentacea). Mit der 4. Art, der Reihigen Tramete, stelle ich hiermit die mit Abstand verbreiteste vor.
In typischen Nadelwald-wäldern kann man sie an den Schnittflächen von Nadelholz, an liegenden Stämmen, Stümpfen, Balken, Wegbegren-zungen, Holzbrücken usw. finden, welche feucht, bzw. stark der Verwitterung ausgesetzt sind. Ihr bevorzugtes Substrat ist Fichtenholz. Funde an anderen Nadelhölzern sind seltener. Die kleinen, dicklichen kurzen Hütchen fließen gerne in längere Reihen zusammen, wobei aber auch handflächengroße, resupinate Porenlager nicht selten sind, an denen sich nach einiger Zeit dann kleine Hutkanten ausbilden.
Die Fruchtkörper lassen sich leicht vom Substrat lösen, sind aber recht zäh und nur schwer durchzu-schneiden. Im Feld erkennt man sie recht gut an dem farblichen Kontrast zwischen der cremeweißen Porenschicht und der meist ockerfarbenen Hutoberfläche. Völlig resupinate FK könnten mit dem Wurzelschwamm, H. annosum verwechselt werden, der aber immer wellige, nussbraune Kantenränder besitzt und dessen Skeletthyphen sich mit Baumwollblau lebhaft blau verfärben. Die rundlich-eckigen Poren von A. seriales messen Schnitt ca. 2 – 3 pro mm.
Mikroskopisch ist die Art durch ihr dimitsches Hyphensystem sowie farblosen, glatten und elliptischen bis kurzzylindrischen Sporen festgelegt. Die generativen Hyphen haben Schnallen an den Septen.
Die Gattung Antrodia wurden bei Ryvarden 1976 noch als uneinheitlichen Großgattung mit 16 Arten geführt, später aber dann, insbesondere 1982 von Niemelä, geteilt, der die Weißfäuleerreger in die Gattung Antrodiella Ryvarden & Johansen 1980 transferierte. Bei Antrodia Karsten verblieb der größte Teil der Braunfäuleerreger. Besonders bei Funden an verarbeitetem Holz wird dieser Fäuletyp deutlich, wenn das aufgeplatzte Holz in kleine Würfel zerfällt. Hierdurch entsteht eine gefährliche, von außen nicht immer sichtbare Instabilität. Die Braunfäule wird auch Destruktionsfäule genannt. A. serialis muss neben den Zaun- und Balken-blättlingen (Gloeophyllum s.l.) daher als gefährlicher Holzzerstörer von verarbeitetem Nadelholz bezeichnet werden. Die Fotos wurden 1993 bei Messel, im Mai 2008 in der Sächsischen Schweiz und im Dezember 2008 bei Oberstdorf im Oberallgäu aufgenommen.

Hymenochaete rubiginosa - Rotbraune Borstenscheibe

Nr. 69 – Funde aus dem Rhein-Main-Gebiet
Verbreitete und recht häufige Art; fast nur an Eichenholz. Von den Borsten-scheiblingen habe ich unter Nr. 49 bereits den kaum bekannten Bergahorn-Borstenscheibling (Hymenochaete carpatica) vorgestellt.
Borstenscheiblinge sind resupinat bis effus-reflex wachsende, braune Rindenpilze, welche in ihrem Hymenium sehr feine, herausragende Setae besitzen. Dies sind dickwandige, braune, dünne Stacheln, die man unter einer starken Handlupe nur „erahnen“ und mit einer Stereolupe sichtbar machen kann.
Die Zuordnung der Borstenscheiblinge zu der wenig homogenen Familie der Corticiaceae (Rindenpilze s.l.), was gelegentlich in der Literatur und auch hier im Blog erfolgt, ist mehr praktischer und nicht systematischer Natur, da zu den Hymenochaetaceae auch umfangreiche Gattungen mit porigem Hymenophor, wie die Feuerschwämme (Phellinus) oder die Schillerporlinge (Inonotus) gehören.
Die nun unter Nr. 69 abgebildete rotbraune oder auch umberbraune Borsten-scheibe ist eine recht häufige Art. Sie wächst immer in dichten oder auch lockeren, dachziegeligen Gruppen an entrindetem Eichenholz und kann dort größere Flächen besiedeln. Wesentlich seltenere Wirte sind die Esskastanie und die Buche und es gibt Hinweise, dass sie auch schon an verarbeitetem Holz gefunden wurde.
Im Rhein-Maingebiet finde ich diese Borsten-scheibe regelmäßig in den Eichen-Hainbuchen-wäldern südlich des Mains, und dort bevorzugt an alten, verwitterten Stümpfen. Allerdings muss man schon genau hinsehen, denn durch die dunkle, rotbraune, braungraue bis umberbraune Hutoberfläche ist sie gut getarnt. Diese ist bei älteren Exemplaren rau und krustig und in mehrere, farblich oft unterschiedliche Abschnitte gezont. Die Zuwachsränder sind in der Regel heller und rostbräunlich gefärbt. Die glatte Unterseite ist rostbraun bis zimtbraun. Die meist 1 – 3, selten bis 5 cm breiten, dünnen Hütchen sehen wie kleine Dächer oder halbkugelige Schirme aus und können in lange Reihen zusammenwachsen.
Von den (je nach Artauf-fassung) 7 – 8 vorkommen-den Arten der Gattung in Deutschland ist diese die häufigste, gefolgt von der schon wesentlich selteneren und in den Hütchen kleineren “Tabakbraunen Borstenscheibe“ (H. tabacina), die man in Auwäldern an Hasel und Weide finden kann. Die Art ist außer in Europa auch in Asien, Nordafrika, Nordamerika nachgewiesen.
Die hier vorgestellten Fotos wurden im Februar 2009 im Niedwald von Frankfurt am Main aufgenommen.

Daedalea quercina - Eichenwirrling

Nr. 68 – Funde aus dem Schwan-heimer Wald bei Frankfurt
Häufige und leicht kenntliche Art an totem Eichenholz, z.B. an liegenden Stämmen, Stümpfen, an verbautem Holz im Wald, wie Spielgeräte, Tische, Bänke, Wegbegrenzungen und Zaunpfähle. Die Art bildet helle, holz- bzw. korkfarbene, konsolenförmige Fruchtkörper aus, die bis zu 30 cm breit werden und bis zu 15 cm vom Substrat abstehen können. Die Oberfläche ist pustelig-rauh und uneben. Die Hüte sind hartgummiartig zäh und fest und nur schwer vom Holz ablösbar. Selbst abgeschnittene Hüte kann man kaum mit der Hand durchbrechen.
Die Porenschicht ist dick-lamellig bis lamellig-labyrintisch, wobei die Wände der lamelligen Poren 1,5 – 2,5 mm dick werden, was sie von ähnlichen Porlingen deutlich unterscheidet.
Im Jugendzustand wachsen die FK - besonders an verarbeitetem Holz - gerne entlang von Rissen und dort schmal, wulstig oder leistenförmig. Solche kaum kenntliche, schmalen Wülste können dann bis zu einem halben Meter lang werden. Die dicken Lamellen sind dann noch nicht vorhanden, und wenn, nur sehr kurz und undeutlich zu erkennen. Der Eichenwirrling zählt zu den wenigen Braunfäule-erregern an Laubholz und ist ein gefürchteter
Holzzerstörer. Die Bedingungen für den Holzbefall sind durch eine direkte, ungeschützte Bewitterung oder durch Staunässe gegeben. Außer an Eiche kann die Art auch an Edelkastanie oder, wenn auch sehr selten, an Pappel oder Robinie vorkommen.
Mikroskopisch ist der Pilz durch ein trimitisches Hyphensystem, Schnallen an den generativen Hyphen und farblosen, elliptischen, nicht amyloiden Sporen zu erkennen, so dass man ihn eigentlich zu den Trameten oder zur Gattung Lenzites (Blättlinge) stellen könnte. Diese Arten dieser Gattungen sind aber durchweg Weißfäuleerreger.

Wenn man auf die hellen, dicken und labyrintischen Poren achtet, ist der Eichen-wirrling eigentlich nicht verwechselbar. Am ähnlichsten ist noch der sehr seltene, „Verkahlende Blätting“ - Lenzites warnieri, eine Art, die an Laub- wie z.B. Pappelholz vorkommt. Streicht man mit dem Daumen über die Lamellen dieser Art, kann man diese wie bei dicken, pappartigen Buchseiten, „klappernd blättern“, ein sehr interessantes und bisher kaum beschriebenes Merkmal. Beim Eichenwirrling ist dies nicht möglich. Die durchweg lamelligen, und nicht labyrintischen Poren von L. warnieri sind außerdem deutlich dünner.
Weitere lamellige Porlinge ist die an Kirschbaum wachsenden Form der Rötenden Tramete - Daedaleopsis confragosa var. tricolor (Nr. 26), der Birkenblättling – Lenzites betulina (Nr. 59 ) sowie mehrere Arten der Nadelholzgattung Gloeophyllum (Zaunblättlinge s.l.).

Der Eichen-wirrling ist eine bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts beschriebene Holzpilzart. Schon in frühge-schichtlichen Zeiten war er den Menschen als Holzzerstörer bekannt. Weitere interessante Informationen über den Pilz findet man z.B. bei G. Krieglsteiner – Die GPBW Band 1 von 2000. In Eichenwäldern ist die Art verbreitet und im Rhein-Main-Gebiet ist sie sehr häufig. Aus den Tropen und vom amerikanischen Kontinent sind weitere Arten der Gattung Daedalea beschrieben.
Die Fotos wurden im September 2007 im Schwanheimer Wald bei Frankfurt aufgenommen.